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Europäischer Platz

Um dessen Kugel in der Mitte fließt der Verkehr aus drei Richtungen auf den Kreschatik-Boulevard.

Der europäische Platz ist sein Anfang.

Foto: Todor Kamenov

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Kreschatik-Boulevard

Er erstrahlt nachts in bunten Farben.

Über der Straße sind Leuchtketten in den Nationalfarben blau und gelb mit dem ukrainischen Wappen gespannt.

Foto: Eva L

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Zuckerbäcker-Architektur

Der Kreschatik ist von großen reichverzierten Häusern gesäumt.

Da der Kreschatik im zweiten Welkrieg größtenteils zerstört wurde, sind in den 50er Jahren viele Häuser im stalinistischen Zuckerbäckerstil entstanden.

Foto: Eva L

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Breite Bürgersteige

Hier gibt es viel Platz zum Flanieren. Vor allem abends und an Wochenenden tummeln sich hier die Menschen unter den Kastanienbäumen.

Die Bürgersteige werden, wie auch hier zu sehen, in der Ukraine häufig als erweiterter Parkplatz benutzt.

Auch für Werbung darf hier nicht fehlen.

Foto: kiri2482

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Der Bessarabische Markt

Das andere Ende des Kreschatik

Werbung gibt es hier wie überall im Überfluß.

Foto: Andrej Kuźniečyk

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Majdan Nesaleschnosti - Ort der orangenen Revolution 2004

Durch seine Mitte führt der Kreschatik.

Auf den Dächern Leuchtreklame, unter dem Platz ein unterirdisches riesiges Einkaufszentrum.

Foto: Paolo Tagliaferri

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Unabhängigkeitsstatue über dem Majdan

Am Unabhängigkeitstag der Ukraine am 24. August gibt es auf dem Platz zu ihren Füßen eine große Feier.

Links im Hintergrund der Glockenturm des St. Michaelskloster.

Foto: Sim-Sim

Wie beginnt man..?

Es ist später Abend. Durch die Fenster sehe ich die großen, erleuchteten Gebäude an mir vorbeirauschen. Ich sitze im Taxi und fahre über den Chreschtschatyk, den zentralen Boulevard in Kiew.
Alles ist erleuchtet. Die blauen Leuchtketten mit den gelben ukrainischen Wappen, die als Bögen über die Straße gespannt sind. Die prachtvollen Gebäude, deren Säulen und Vorsprünge angestrahlt zur Geltung kommen. Die überdimensionierten Werbetafeln überall, an Häuserwänden, auf Dächern, sogar an den Straßenlaternen.
Die Straße wird von Kastanienbäumen und breiten Gehwegen gesäumt.

Das Taxi fährt ruhig auf dem selten so unbeschädigten Asphalt hier in der Ukraine. Es ist der Boulevard in Kiew, der den Rest außerhalb des eigenen Blickfeldes vergessen lässt. Die Arbeit der letzten Tage, die Arbeit, die noch vor mir liegt, das leicht dumpfe Gefühl vom letzten Abend. Doch anstatt einfach nur fasziniert nach draußen in die bunten Lichter zu schauen, fängt mein Gehirn über die Gegensatz an nachzudenken, den diese Straße in mir erzeugt.
Sie verkörpert mit ihrem heilen Asphalt, den prachtvollen Gebäuden, den bunten Farben und der Werbung eine Art Sehnsucht, ein Möglichkeit, für einen Moment die sonstige Realität zu vergessen.
Vor allem an Wochenenden, wenn der Boulevard für den Verkehr gesperrt ist, lassen sich hier viele Menschen treiben. Die vielen Geschäfte und breiten Gehwege laden zum Flanieren unter den Kastanienbäumen ein.

Wir überqueren den Majdan, den Unabhängigkeitsplatz.
Dort findet jedes Jahr zum 24. August, dem Unabhängigkeitstag der Ukraine, ein großes Fest unter der Unabhängigkeitsstatue statt. 2011 wird er sich zum 20. Mal jähren.
Aber nicht nur die Unabhängigkeit ist mit diesem Ort verbunden, sondern auch die mittlerweile enttäuschten Hoffnungen der Orangenen Revolution 2004. Es war die Hoffnung auf eine Annäherung an die Europäische Union. Im Moment ist das Land gespalten, droht auseinander zutreiben. Der Osten nach Russland, der Westen zur EU. Es fehlt eine gemeinsame Vision für die ganze Ukraine, eine, die nicht nur die eigenen Überzeugungen beinhaltet, sondern eine gesamtukrainische Identität schafft.
Die blau-gelben ukrainischen Wappen über mir wirken irgendwie leer. Sie werden überstrahlt von der hellerleuchteten Reklame von LG und McDonalds, von Sony und Yandex. Der Chreschtschatyk hinterlässt in mir an diesem späten Abend, an dem die Menschen schon längst nach Hause gegangen sind, ein leeres Gefühl.

Das Taxi biegt ab Richtung Bahnhof. Wir sind still, erschöpft von den letzten Tagen. Hinter uns liegt eine Konferenz und wenig Schlaf, vor uns der Nachtzug zurück nach Dnipropetrowsk.
Dort arbeite ich im Zentrum "TKUMA", welches den Zweiten Weltkrieg in der Ukraine aufarbeitet, Seminare für Schüler, Studenten und Geschichtslehrer veranstaltet, den Geschichtsunterricht in der Ukraine mit Lehrbüchern und Unterrichtsmethoden fördert und ein jüdisches Museums in Dnipropetrowsk entwickelt, welches sich mit der Identität der ukrainischen Juden auseinandersetzen soll.
Außerdem besuche ich zwei überlebende ukrainische ehemalige Zwangsarbeiterinnen im Zweiten Weltkrieg, helfe ihnen im Haus und jetzt im Herbst vor allem im Garten und unterhalte mich mit ihnen. Sie freuen sich jede Woche, wenn ich komme.
Ich mache hier für ein Jahr mit ASF einen Friedensdienst und lerne das Land kennen.

Von meinen Erlebnissen der ersten drei Monate im Land - sind es echt schon so viele? Die Zeit verging wie im Flug! - möchte ich nun meinen Förderern berichten. In der kommenden Woche werde ich Euch/Ihnen meinen ersten Projektbericht schicken.
Ihr könnt euch und Sie können sich schon darüber freuen zu erfahren, wie ich mich hier einlebe, welche Unterschiede ich erlebe, über inzwischen schon 6500 Kilometer Reisen in der Ukraine und Belarus, meine tägliche Arbeit und bestimmt noch einiges mehr.

Das Taxi hält am Bahnhof. Wir sind angekommen. Ich und meine Arbeitskollegin steigen aus. Der Zug steht schon am Bahnhof. Wir laden die ganzen Konferenzmaterialien aus und tragen sie zum Zug. Mein Chef ist im Hotel geblieben, da er hier noch weitere Termine hat. Wir laden die Sachen in unser Kupee. Insgesamt sind es zwanzig Schlafwägen für bestimmt 600 Leute, die nun alle die Zeit nutzen, nachts die großen Strecken in der Ukraine zurückzulegen, um am nächsten Morgen schon in einer anderen Stadt aufzuwachen. Im Zugfahren steckt hier ein anderes Lebensgefühl als in Deutschland.
Und die Züge fahren hier pünktlich. Es ist 23:12 Uhr, wir fahren ab!

Mir geht es soweit gut, ich fühle mich hier wohl und sprachlich läuft jeden Tag besser. Ich freue mich, hier sein zu dürfen!

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